Quelle: Wirtschaftsblatt 19.03.2013
2009 wurden 30.000 alte Autos verschrottet – der Fahrzeughandel könnte sich bei einer “Abwrackprämie neu” eine Verdoppelung der Stückzahl vorstellen…..
In der österreichichen Autoindustrie findet sich eine breite Mehrheit für die Einführung einer neuen Abwrackprämie. Das Wirtschaftsministerium bremst ein wenig.
Wien. Nach einem durchwachsenen Jahr 2012 lässt der Verband Österreichischer Leasing-Gesellschaften (VÖL) mit einem Forderungskatalog an die Politik aufhorchen. Michael Steiner macht sich unter anderem für eine Wiedereinführung der Abwrackprämie stark. Der VÖL-Präsident will damit die Inverstionsbereitschaft der heimischen Autokäufer ankurbeln. Im Jahr 2009 habe die Verschrottungsprämie “mit 30 Millionen € einen irrsinnigen Investitionsschub ausgelöst”, sagt Steiner. VÖL-Vizepräsident Alexander Nekolar erhofft sich dadurch einen Anstieg der Kfz-Leasingsquote von derzeit 33,7 auf 35 Prozent innerhalb eines Jahres. Unterstützend könnte eine Abschaffung der Mietvertragsgebühr wirken, so Nekolar. Zusätzlich fordert Steiner Steuererleichterungen für Klein-und Mittelbetriebe. Künftig sollen alle ihre Firmenwagen vorzugssteuerabzugsberechtigt sein, nicht nur wie bisher die sogenannten Fiskal-Lkw (Kleinlastkraftwagen, Kasenwagen, etc.)
Zeitpunkt kritisch
Burkhard Ernst, Obmann des Bundesgremiums Fahrzeughandel der Wirtschaftskammer, unterstützt den Ruf des VÖL nach einer Neuauflage der Ökoprämie: “Wir haben noch immer 700.000 alte Stinker auf den Straßen. Ernst könnte sich sogar vorstellen, den Umfang der Verschrottungsprämie von 30.000 Autos im Jahr 2009 auf 60.000 zu verdoppeln. Auch Österreichs Automobilimporteuere stehen einer “Ökoprämie neu” positiv gegenüber, allerdings “nicht jetzt, sondern dann, wenn die Konjunktur wirklich zurückgeht”, sagt Vorsitzender Felix Clary. Erst wenn die Zulassungszahlen ein halbes Jahr rückläufig seinen, könne man eine Abwrackprämie andenken. Ein solches Szenario sieht er für heuer allerdings nicht. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hält eine Verschrottungsprämie “derzeit nicht für notwendig”. Die aktuelle Lage am Automarkt sei nicht mit der Krise 2009 vergleichbar. Mitterlehner will der Industrie stattdessen mehr Forschungsförderung zukommen lassen.
Leasingmarkt
Das Leasinggeschäft ist 2012 um 18,2 % auf fünf Milliarden € eingebrochen. Mit 170.669 Stück wurden 3,7 % weniger neue Verträge abgeschlossen als 2011. Den größten Einbruch erlitt das Immobiliengeschäft. Hier sank das Neugeschäftsvolumen um 60,2 Prozent auf 423 Millionen €. Beim Mobilien-Leasing betrug der Rückgang 25 Prozent. Das Kfz-Neugeschäft sank um 2,9 Prozent auf 3,5 Milliarden €.
Interview mit Franz Weinberger, Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure
WirtschaftsBlatt: Der Nutzfahrzeugmarkt ist angespannt. Wäre ein Abwrackprämie zur Belebung sinnvoll?
Franz Weinberger: Das ist ein Modell, das man diskutieren kann. Die Stückzahlen sind bei Nutzfahrzeugen aber geringer als beim Pkw, die Werte dafür deutlich höher.Insofern wäre eine Abwrackprämie problematisch von der Höhe, die notwendig wäre, um ein Fahrzeug zu verschrotten und dafür ein neues anzuschaffen.
Immer neue Abgasnormen kommen dem ökologischen Aspekt der Abwrackprämie nahe. Wie geht es Ihnen damit?
Durch die geltenden Beschränkungen und Verbote werden die Fahrzeuge abgewertet. Ein Beispiel ist die Verordnung IG Luft in der Steiermark. Dort dürfen Euro-2-Lkw nicht mehr verwendet werden. Es wäre gut, wenn man den notwendigen Austausch nicht durch Verbote und Beschränkungen, sondern durch Förderungen unterstützen würde.
Wie ist Ihre Prognose heuer für den heimischen Markt?
In Österreich hatten wir in den ersten zwei Monaten rückläufige Zulassungszahlen. Im Vorjahr waren es gesamt 7000 Zulassungen ab sechs Tonnen. Mit einem ähnlichen Niveau rechnen wir heuer. In Europa zeichnet sich im nächsten halben Jahr ein leichter Marktrückgang ab.
(Das Interview führte Petra Spescha vom WirtschaftsBlatt)